Erich Lifka


Erich Lifka war einer der wenigen Österreicher, die nach Kriegsende gegen die gesellschaftliche und juristische Ungleichbehandlung Homosexueller eintraten. Dabei diente ihm insbesondere der Kreis als publizistisches Forum. 1924 in Wien geboren, schloß sich Erich Lifka schon während seiner Schulzeit dem Kommunistischen Jugendverband an. 1941 wurde er zur Wehrmacht an die Ostfront eingezogen, wo er 1943 wegen Kontaktes zu Partisanen und der Befreiung russischer Gefangener vor ihrer Erschießung verhaftet wurde. Sein Todesurteil konnte durch einen befreundeten Leutnant verhindert werden, der die Akten vernichtete.
Nach dem Studium moderner Sprachen in Wien war Erich Lifka seit Ende der 40er Jahre schriftstellerisch tätig und veröffentlichte die Gedichtbände "Rufer in der Nacht" und "Die Flut rückt vor"; für letzteren erhielt er den Literaturpreis der Stadt Wien.
Da keine österreichische Homosexuellengruppe existierte, schloß sich Erich Lifka als Mitarbeiter Gruppen in der Bundesrepublik, Dänemark und den Niederlanden an. Mit dem Kreis entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit. Mehrmals weilte er bei Rolf und Alfred Brauchli in Zürich. Unter verschiedenen Pseudonymen wie Dr. Erich Klostermann, Hans Hagen oder Theo Blankensee veröffentlichte er belletristischen und publizistische Beiträge, in denen er seine eigene Situation und homophobe Vorfälle in Österreich thematisierte. Einen engagierten Unterstützer fand Erich Lifka im Direktor der Grazer Universitätsbibliothek, Wolfgang Benndorf, der allerdings schon 1959 verstarb. In der sozialistischen Tageszeitung "Neue Zeit" sowie in "Humanitas" und dem Kreis protestierte Benndorf gegen Massenprozesse Anfang der 50er Jahre in Österreich und veröffentlichte 1956 seine Schrift "Unvernunft und Unheil im Sexualstrafrecht". Erich Lifka veröffentlichte noch lange nach Auflösung des Kreis in Homosexuellenzeitschriften. Unter seiner Mitarbeit erschien 1980 mit "Der Kreis. Erzählungen und Fotos" eine erste Darstellung der Belletristik der Zeitschrift und ihrer Autoren.

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von Karl-Heinz Steinle
Kurator am Schwulen Museum Berlin
schwulesmuseum@aol.com

aus
Der Kreis: Mitglieder, Künstler, Autoren
von Karl-Heinz Steinle
Rosa Winkel, Berlin 1999
ISBN 3-86149-093-5

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